Mensch zu sein, Mensch zu bleiben, stand in diesen Tagen ganz oben auf der Prioritätenliste meiner Frau.
Die Krankheit ist da, lässt sich nicht verdrängen, hoffentlich stoppen, besiegen, aber sie ist leider da. Die Krankheit beeinträchtigt den Alltag. Ihren natürlich viel viel stärker als meinen. Ist sie es ja, die ständig die Frage nach dem Überleben im Hinterkopf hat.
Mich, als mehr oder weniger hilflos daneben stehenden Partner belastet die Tatsache, wirklich machtlos zu sein, am meisten. Nebenbei auch noch die Termine bei den Kunden. Diese Woche war es ein 2Tage-Termin am äussersten Eck von Deutschland. 2x ca. 7 Stunden Fahrt. 1 Tag hin, 2 Tage dort, 1 Tag zurück. Im Normalfall kein Problem, aber in einer solchen Situation wird dies zur inneren Zerreißprobe.
Klappt alles daheim? Braucht sie Hilfe? Was ist, wenn ja? …. Kopfsache….
Die Tage meiner Frau, verliefen offenbar besser ab, als meine.
Sie, als sehr starke Frau, lässt sich nicht unterkriegen, will sich ihre Selbständigkeit, ihr Leben, ihr Sein, nicht aus den Händen nehmen. Sie schafft es.
Ordnung schaffen, aufräumen, ausmisten, Mensch bleiben, das war die letzten Tage ihr gesetztes Ziel
Und Ja, sie hat es gemeistert. Alleine, auch ohne mich!
Meine Angst, es könnte etwas passieren, war unbegründet.
Die Kästen auszumisten, Klamotten auszusortieren, Dokumente zu sortieren, zu ordnen, diverse Dokumente bereitzulegen, den Haushalt zu schaukeln, die Katzen zu versorgen, all das war ihr Ziel, das sie auch geschafft hat.
Mit kleinen Schritten, vielen kleinen und größeren Pausen, aber sie hat ihr Ziel erreicht.
Ihr Ziel, ein Mensch zu bleiben. Selbstständig, eigenständig und Mensch zu sein. Auch und trotz der Krankheit.
Ich bin stolz auf meine mir Anvertraute. Ich liebe sie.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Hab mir schon Sorgen gemacht, weil Du nichts geschrieben hast. Bin ich sehr beruhigt, dass alles „in Ordnung“ ist.
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Ich habe nur einige Tage versucht, nicht jeden einzelnen Punkt zu sehen, sondern ein Ganzes. Durch ein kurzes aber besonderes Gespräch, wurde ich auf diese Idee gebracht. Auch die Tatsache, durch Arbeit beschäftigt gewesen zu sein, hat eine Pause ausgelöst. „In Ordnung“ ist natürlich nichts, aber ich verstehe deine Aussage! Nein, noch ist es nicht so weit!
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