Diesen Satz, bekam ich vor kurzer Zeit von einem Freund zu hören. Irgendwie konnte ich mit diesem Satz zuerst nicht ganz umgehen, begann dann darüber nachzudenken und herum zu sinnieren.
Aber mal von Vorne.
Ich habe ja als Ausgleich zu Job, Büro und Null Bewegung, das Mountainbiken für mich entdeckt, habe das bis in den tiefsten Dezember hinein auch intensivst berieben. Dann, mit Eis und Schnee, wars vorbei damit.
Jetzt lauf ich eben zu Fuss durch die Gegend. So wandermäßig eben. Aber (noch) im kleinen Stil, da die Fitness völlig fehlt.
Alles recht und schön, aber was hat das mit dem oben angeführten Satz „Es kommt mir vor, als würdest du etwas suchen“ zu tun?
Ich konnte es anfangs auch nicht verbinden, bis ich eben darüber etwas nachdachte.
Begonnen habe ich mit den ersten Bikeausflügen ja nachdem meine zweite Hälfte, also meine mir Anvertraute verstorben war. Mir fehlte dann schlagartig die Aufgabe, mir fehlte meine zweite Seite, mein Mittelpunkt, oder wie man das Alles so nennen mag. Sie selbst, konnte ich natürlich nicht mehr zurückholen, das war und ist mir klar.
Ich brauchte eben Luft. Ich wollte, konnte und durfte nicht sitzen bleiben. Nicht einfach nur blöd rumsitzen und auf nichts warten. Ich wollte raus. Ich will immer noch raus. Nicht fliehen, nicht davonlaufen, nicht abhauen, nicht verdrängen, aber raus. Mir fiel die Decke auf den Kopf.
Suche ich etwas? Nein, eigentlich nicht. Nicht wirklich. Oder etwa doch?
Vielleicht ist Bewegung eine Art Flucht?
Irgendwann habe ich auf einer meiner inzwischen vielen Mountainbiketouren festgestellt, dass es sehr schön sein kann, sich auf einem Berg, an einem See, auf einem Hügel, was auch immer, hinzusetzen und blöd in die Gegend zu schauen. Einfach nur so. Weit weg von Allem. Weit weg von Lärm, Hetzerei, dem Gewusel, aber auch den Menschen.
Denken. Denken ist dort schön. Man hat Ruhe, der Körper hat sich bewegt, hat frische Luft ins Hirn gezwirbelt, man spürt sich. Man spürt sich wieder.
Hochgestochene, vielleicht esoterisch schon völlig Angehauchte, nennen das vermutlich: „Die eigene Mitte finden“ oder so. Ich bleib da lieber am Boden meiner eigenen Tatsachen und nenn es lieber: „Den Kopf freibringen und etwas Luft reinbringen“.
Aber suchen? Suche ich?
Suche ich nach Halt, nach meiner Partnerin, nach meiner mir Anvertrauten? Suche ich eine Aufgabe, eine Lösung? Suche ich die zweite Seite? Ist es eine Form der Trauerverarbeitung?
Eigentlich nicht. Ich finde es nur schön, entspannend, „durchlüftend“, entweder mit dem Mountainbike in die Berge zu fahren, rund um einen See zu gehen, einen Spaziergang auf einem Waldweg zu machen, oder ähnliches.
Man hat sich bewegt. Nicht nur körperlich. Auch der Kopf hat sich bewegt. Man hat gedacht.
Massenaufläufe, große Gruppen, etc, vermeide ich dabei nicht nur wegen Corona, Covid oder so. Nein, einfach weils ohne das Ganze einfach ruhig ist und bleibt. Ich traue mir sogar fast zu behaupten, dass mir Corona/Covid mit den dagegen ausgerufenen Lockdowns, den diversen Sperren und Einschränkungen, teilweise sogar geholfen hat.
Dann suche ich vielleicht doch etwas? Vielleicht suche ich die Ruhe? Vielleicht stört es mich daher überhaupt nicht, wenn ich keinen Handyempfang mehr habe, kein Internet habe, meinen Status nicht aktualisieren kann, einfach offline bin?
Wenn das so ist, dann suche ich tatsächlich etwas.
Vielleicht ist es die Ruhe? Vielleicht die Stille? Vielleicht etwas anderes?
Vielleicht ist es aber auch nur so dass zuhause, außer den Katzen, ja leider niemand mehr auf mich wartet, mir gelegentlich die Decke auf den Kopf fallen würde, und ich mich generell die letzten vielen Jahre eher weniger sportlich betätigt habe.
Oder es fällt wirklich unter das Thema Trauerbewältigung? Wenn ja, wäre es ja auch ok. Wäre dann eben meine Form davon. Eben eine sportlichere.
Sollte ich jedoch wirklich etwas suchen, werde ich es sicher feststellen, sobald ich etwas gefunden habe, nach dem ich eigentlich nicht gesucht habe. Oder irgendwie so…..
Aus meiner Perspektive brauchtest Du Luft zum Atmen. Raus aus allem, was Dich an Deine Frau erinnerte. Die körperliche Anstrengung half dabei, die Hormonausschüttung gab Dir ein positives Gefühl.
Das ist nur mein Eindruck und ich finde es in jeder Beziehung eine produktive Umgangsweise mit Deiner Situation.
Liebe Grüße, Barbara
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Es scheint tatsächlich so zu sein. Ich bin dazu selbst erst nach der genannten Aussage ins grübeln gekommen. Als postive Sache, nehme ich es mir auf alle Fälle heraus. Es gibts a aktuell nicht sehr viele andere positve Dinge. 😉
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Eben, Du hast Dir einen perfekten sicheren Freiraum geschaffen.
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Dann hab ich offenbar etwas gesucht ohne es zu wissen, es gefunden, ohne es zu wissen, und es für mich „Ausgleich“ genannt. Ist auch eine Erkenntnis 🙂
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Das klingt doch gut. Gefunden ohne bewusst gesucht zu haben.
Was du schilderst klingt auch nicht suchend, dazu musste man dich wohl kennen und erleben. Welcher Suchende kann sich schon auf eine Bank setzen und genießen?
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„Gefunden ohne bewusst gesucht zu haben.“ der Satz scheint es zu treffen, obwohl so mancher vielleicht der Meinung ist, ich würde jetzt gerade suchen. Aber ich glaub ich hab wirklich „Gefunden ohne bewusst gesucht zu haben.“
Ja, es ist schön, sich fernab von Vielem, auf eine Bank, einen Baum oder irgendwas zu setzen, und einfach das Nichts zu hören und zu denken. Oder auch mal nichts zu denken.
Wenn ich jetzt auch noch beim rumlaufen so fit wie beim Biken werden würde, dann wärs schön. Aber das ist eine andere Geschichte 🙂
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Gerade in Zeiten von Covid-19 spüre ich den Drang „raus“ zu kommen. Sei es morgens eine Stunde durch den Park und dann abends noch einmal. Nicht unbedingt, weil mir meine Familie auf die Nerven geht, aber ich habe seit März letzten Jahres kein Büro mehr betreten, keine Bahn, keinen Flieger. In dem Sinne „fliehe“ ich gewiss vor der aus der Wohnung, aber eigentlich „suche“ ich Inspiration draußen. Licht. Weite. Ausblick. Input. Und ich genieße es…
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Das kann ich mir natürlich vorstellen, dass einem da der Input, die Reisen, etc fehlt. Ich hatte bis vor 1,5 Jahren dezent zu viel davon 🙂
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Geht mir ähnlich, auch ich hatte eine Sättigung erreicht, aber so ganz auf Null runter ist auch Mist irgendwie
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Ich wollte nicht mehr nur unterwegs sein. Zuhause war ich dann bekannterweise ja auch gefragt. Jetzt bin ich froh „raus zu kommen “ und Luft zu bekommen. Schwer zu beschreiben….. Zwangsweise zuhause war ich nie, bin aber trotzdem froh, gelegentlich wieder raus zu kommen. Eigenartige Sache.
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… aber vielleicht waren es auch einfach die immer schlechter werdenden Umstände im und beim damaligen Job, der es mir nebenbei vermiest hat. Brötchengeber Mist, Job eintönig und auch zu Mist gemacht…. Da überlegt man dann.
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